David Meran: STEHVERMÖGEN
David Meran. STEHVERMÖGEN – Materialien, Körper und Kritik an der Selbstoptimierung
„Das Leben war so natürlich, hart und 'echt', daß einem alles Künstliche als die große Ausnahme und als artifizielle Sensation naheging.“
– Alois Brandstetter, Vom Schnee der vergangenen Jahre (1979)
Der in Wien lebende Künstler David Meran untersucht in seiner Einzelausstellung STEHVERMÖGEN die Beziehung von Körper, Material und gesellschaftlichem Leistungsdruck. Glas, Sand, Beton, Gips, Metall, Fell, Gummi, Seil oder Proteinpulver werden von ihm modifiziert, gegossen und inszeniert – mal weich, mal spröde, mal elastisch oder kristallin. Die Werkstoffe verschmelzen zu minimalistischen Skulpturen, die irritieren und zum Nachdenken anregen.
Die Fitnessindustrie als Kult der Gegenwart
Im Zentrum der Ausstellung steht eine kritische Auseinandersetzung mit Fitness und Selbstoptimierung. Fitnessgeräte, Proteinshakes, Yogamatten – all das wird von Meran in neue Kontexte überführt. Er stellt Fragen: Was bedeutet Körper heute? Wie sehr sind wir gefangen im Zwang, fit, schön und produktiv zu sein? Die Ästhetik der Wellness- und Fitnessindustrie wird in seiner Kunst dekonstruiert – ironisch, aber ohne moralischen Zeigefinger.
Yoga in Kupfer und Öl
Ein zentrales Werk ist Yoga in mineral oil (2020). Eine Yogamatte aus Kupfer wird mit schwarzem Lack und Öl gefüllt, auf ihr übt Meran den Sonnengruß. Die schwarze Flüssigkeit steht für Erdöl – ein Sinnbild für den Widerspruch zwischen Wohlfühlritual und Umweltzerstörung. Das Kunstvideo zeigt, wie sich Körper, Bewegung und Material gegenseitig beeinflussen. Die Kupfermatte wird zur Spurenträgerin einer Performance, zum Gemälde und Objekt zugleich.
Skulpturen mit archäologischer Aura
In der Serie Muscles of Protein Powder (2019) kombiniert Meran Beton mit echtem Proteinpulver. Die daraus entstehenden Objekte erinnern an antike Urnen – vergänglich, filigran, fast archäologisch. Auch Werke wie Glass Dumbbells (2020) oder Three empty Sandbags (2020) zeigen, wie sich Objekte aus dem Fitnessalltag durch Materialwahl und Kontext transformieren. Eine vermeintlich einfache Hantel aus Glas wird zum poetischen Artefakt.
Der Körper als plastisches Medium
Für Meran ist der Körper ein Medium, das sich formen, verändern und aufladen lässt. Er hinterfragt kulturelle Normen und Selbstinszenierungen. In seiner Videoinstallation Wie FIT bist du wirklich? (2020) laufen Podcasts zur Selbstoptimierung bewusst zu schnell oder zu langsam. Die Performance verweigert sich dem digitalen Effizienzdiktat. Langsamkeit wird zur Widerstandsgeste.
Kunst als Gegenentwurf zur Anleitungskultur
Merans Arbeiten sind keine Lösungen. Sie hinterfragen die Versprechungen der Selbsthilfeindustrie und zeigen, wie tief ökonomische Interessen in unsere Lebensweise eingreifen. Die Skulpturen und Videos laden ein, Material, Körper und kulturelle Erwartungen neu zu denken – nicht als Anleitung, sondern als künstlerisches Gedankenexperiment.
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Veranstaltungstermine:
DATE THE ARTIST
Freitag, 13. März 2020, 16 Uhr, Workout – Artist Talk mit David Meran
Samstag, 14. März 2020, 11 Uhr, Workout – Artist Talk mit David Meran